Mittwoch, 17. Juni 2015

Alle wissen es besser... auf der Suche nach Hoffnung, Mut, Glück und Glaube

In den letzten Tagen gab es immer wieder die selben Diskusionen.
- "Melle du musst los lassen!" "Nur wenn du los lässt, kann sich ein neues Wunder auf dem Weg machen!"
- "Such dir Hilfe!"
- "Fahr zu Kur!"
Und dann immer wieder "Tu dies nicht... tu das nicht!" "Du quälst dich selbst!" "Ich an deiner Stelle..." Auch ja?! Was an meiner Stelle? Was würdet ihr die mit sowas um die Ecke kommen an meiner Stelle tun??? Ausser mir selbst weiß doch keiner wie es ist sein Kind zu verlieren und es zu Grabe tragen zu müssen. Keiner von euch weiß wie es sich anfühlt wenn das Mutterherz zerbricht.
Bei Facebook in der Sternkindergruppe hat letzten eine Mama gepostet " Das Leben geht weiter... nur wie? Man lebt nicht mehr sondern überlebt jeden einzelnen Tag nur noch!" Sie trifft den Nagel auf dem Kopf. Zum jetzigen Zeitpunkt überlebe ich auch nur noch. Irgendwie den Tag überstehen... froh wenn der Tag rum ist und die Nacht beginnt. Mit der Hoffnung zu schlafen. Denn wenn man schläft denkt man es würde leichter werden die Stunden zu überstehen.
Ich kann es ehrlich nicht mehr hören. Warum lässt man mich nicht einfach das tun was mir gut tun??? Für mich ist es wichtig ein Bild von unserem Lucas im Wohnzimmer an der Wand zu haben. Es hängt mittig zwischen dem Bild von Herrn Melle mit mir und unser Cora. Wir sind doch trotzdem Mama und Papa.. und wir sind trotzdem stolz auf unseren Sohn!!! Für uns ist Lucas auch weiterhin ein Teil von uns. Nur weil er nicht an unser Seite ist heißt es doch nicht das wir ihn nicht zeigen dürfen. Für mich wäre es ganz schlimm ihn zu "verstecken". Darf man wirklich nur lebende Kinder zeigen? Was ist denn so schlimm daran ein todes Kind zu zeigen? Lucas sieht nicht schlimm aus. Er ist so hübsch und perfekt... auf dem Bild sieht er wirklich nur schlafend aus.
Vor einiger Zeit war Patenkind und Mama bei uns. Man sah unserem Patenkind an wie er am grübeln war wer das Baby an unser Wand sei... irgendwann kam es zur Sprache. Wir erklärten ihm es sei unser Baby was bei seinem Opa "Wurst".... natürlich Horst sei. Opa Horst würde jetzt auf Lucas aufpassen. Damit gab er sich auch zufrieden. Als er dann mit mir oben in unserem Schlafzimmer war sagte er ganz niedlich "Melle Baby nicht Bauch!?" meine Antwort darauf war "Nein Onkel A. und Melles Baby ist im Himmel!" "Du weißt doch Opa Horst passt jetzt auf ihn auf." Kinder gehen irgendwie unbedarfter an sowas ran. Sie haben keine Abneigung und überlegen auch nicht lange. Erwachsene sollten sich von den Kindern eine Scheibe von abschneiden. Es würde uns als Betroffene leichter machen. Oder wenn sie sich doch wenigstens die schlauen und gut gemeinten Ratschläge sparen würden. Damit wird uns Null geholfen. Im Gegenteil! Es belastet uns. Es gibt einem das Gefühl alle reden auf einen ein.. alle wissen alles besser... man nimmt uns die Möglichkeit zu trauern bzw. man spricht es uns ab. Auch wenn es sicherlich so nicht gemeint ist.
Ich merke immer mehr wie ich Mauern um mich herum aufbaue. Ich habe mich noch mehr zurück gezogen, weil es mich belastet wenn man mir rein redet was ich tun, denken und fühlen soll.
Letzte Woche waren Herr Melle und ich einen Tag mal an der Nordsee. Herr Melle hatte frei und wir haben den Tag genutzt. Irgendwie war es gut raus zu kommen. Eine ganze Weile habe ich mal an nix gedacht... außer daran, dass weder ich noch Cora einen Sonnenbrand oder Sonnenstich bekommen. Erst als um uns herum immer mehr Schwangere und Kinder auftauchten kam das beklemmende Gefühl... die Frage wie groß mein Bauch jetzt doch wäre... wir sicherlich diesen Ausflug nicht so gemacht hätten wie wir ihn gemacht haben.
Einmal flossen ganz kurz die Tränen. Ich fühlte mich an der Nordsee Lucas so nah... irgendwie war ich mit ihm wieder verbunden durch die Nordsee. Der letzte Ausflug den wir als werdende Familie gemacht hatten war an der Nordsee.
Trotz allem war es ein schöner Tag. Vorallem weil Cora sehr über sich hinaus gewachsen ist. Sie ist zum ersten mal durch das Watt gelaufen. Der Ekelfaktor war zwar Anfangs recht groß.. doch sie hat sich dran gewöhnt. Genauso hat sie zum aller ersten mal Meerwasser unter ihren Pfödchen gespührt.Unser wasserscheuer Hund war sich abgekühlt.





Als wir dann am Abend wieder zurück auf dem Weg zu unser Unterkunft waren kam von Herr Melle auf einmal " Eigentlich müssten wir hier anhalten!" Ich habe echt nur Bahnhof verstanden. Plötzlich ging er in die Eisen... rieß das Lenkrad rum und wendete. Dann sah ich es auch was er meinte. Ganz viele Störche für den Garten. Wir haben uns dann unseren eigenen Storch gekauft. Wir hoffen er bringt uns in der Zukunft etwas mehr Glück als seine Kollegen. Wenn wir wieder Zuhause sind müssen wir nur noch schauen wo der Storch ein schönes Plätzchen findet.



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